Verlernen wir das Lesen von gedruckten Büchern?
Foto: laiadina
Früher wurde angeblich viel mehr gelesen als heute. Wunderschöne alte Bibliotheken, die in den alten Gebäuden heute noch zu bestaunen sind, legen dafür Zeugnis ab. Auch von alten Meistern ließ man sich gerne mit einem Buch in der Hand porträtieren. Es bewies Kultur, Intelligenz und Wissen. Wie sieht das heute aus? Lassen wir uns mit einem strahlenden Lächeln und einem Buch fotografieren? Wohl eher selten. Sich in der Freizeit hauptsächlich mit Büchern zu beschäftigen, hat längst seinen Stellenwert verloren. Und leider zeigen auch die Statistiken, dass angeblich immer weniger gelesen wird. Der Buchhandel klagt über einen Rückgang von 9,6 Prozent seit 2016. Dabei gibt es ca. 70.000 Neuerscheinungen jährlich. Ist der Lesewillige mit der Auswahl einfach überfordert? Was lohnt sich wirklich zu lesen? Bestsellerlisten sollen darauf Antwort geben. Aber diese Listen täuschen, denn jedes Magazin (Spiegel, Stern…), jeder Verlag und jede Buchhandlung kann seine eigene Bestsellerliste herausgeben. Und die beweist nicht unbedingt die Qualität des Buches, sondern da geht es einfach nur, wie der Name Bestseller schon sagt, um die Menge der verkauften Exemplare, also um die Verkaufszahlen. Und gelesen wird heute hauptsächlich, was von den Medien hochgejubelt wird. Das fehlende Interesse an Büchern kommt vor allem von der zunehmenden Ablenkung und die dadurch fehlende Konzentration. In der Freizeit entspannt man sich heute lieber mit zig anderen Dingen meist vor rechteckigen Bildschirmen. Alles Wesentliche wird uns heute durch das Fernsehen auf einfachste, entspannte Art konsumierbar geboten. Reiste man früher durch das Lesen von Büchern in fremde Welten, lernte viel über Pflanzen und Tiere, erfuhr dramatisches aus dem Leben der Großen dieser Welt, begeisterte sich für die Gedanken und die Wortgewalt berühmter Dichter und Denker, so flimmert uns das alles heute mit bunten Bildern durch den Fernseher ins Haus. Wir entspannen uns liebend gerne mit Filmen, Talkshows und Nachrichten aller Art. Die Angebote zur Freizeitgestaltung sind sowieso riesig: Internet, Online-Spiele, viele Sportmöglichkeiten, spezielle Essen mit Freunden, Reisen, Wanderungen usw. Dennoch hat das Buch einen festen Platz in der Gesellschaft. Durchschnittlich werden angeblich immerhin noch 10-12 Bücher im Jahr gelesen. Und natürlich gibt es auch Vielleser, die 20 und mehr Bücher verschlingen. Wer und wieviel liest, hängt zu einem großen Teil auch von Erziehung, Einkommen, Wohnen in der Stadt oder auf dem Land, der Schulbildung usw. ab. Eigentlich wird heute mehr gelesen als früher, sagt eine Statistik, denn junge Leute würden ständig lesen, aber anders. Viele Jugendliche lesen lieber digital, also auf Websites, in sozialen Netzwerken, auf dem Smartphone oder Tablet. Sie streamen das, was sie interessiert und genießen den kontinuierlichen Datenfluss. Die Zahl der E-book-Leser ist von 16 auf 25 % gestiegen, auch Hörbücher gehören zur Literatur, die man zwar nicht mehr selber liest, wo man sich aber durch das Zuhören vielleicht sogar besser auf den Inhalt konzentrieren kann. Und gerade das Konzentrieren ist in unserem hektischen Alltag Mangelware geworden. Aber Konzentration braucht man, um sich in ein Buch hineinzulesen und den Gedanken des Autors zu folgen und sie zu verstehen. Wer hätte vor 200 Jahren gedacht, dass das Auto die Postkutsche überflüssig macht? Wird man einmal über das gedruckte Buch auch als ein Relikt aus alter Zeit sprechen?
Von Dixi Greiner
Schlagwörter: Familie, Kultur, Literatur