Wo ist denn der echte Osterhase?
Es ist schon verzwickt. Wo ist denn nun der Osterha-se? Wer hat ihn denn schon mal so richtig gesehen? Also ich suche ihn schon lange.
Da wäre mal Bugs Bunny, eigentlich zu unverschämt und völlig verantwortungslos. Jeder kennt auch Klopfer, den süßen Freund von Bambi aus dem gleichnamigen Film. Aber bitte, diese beiden Hasen sind große Hollywood Filmstars und würden sich bestimmt nicht dazu herablassen, mit einer Kie-pe voller Eiern durch die Gegend zu hüpfen. Außerdem, sieht der Osterhase wirklich so aus?
Weltweit gibt es ungefähr 300 Hasenarten, allein in Europa ca. 60 und davon leben nur fünf Arten in Deutschland. Ein Hase ist normalerweise schlank, hat muskulöse Beine, lange Ohren und ist verhältnismäßig groß. Man könnte ihn leicht mit dem Kaninchen verwechseln, aber Kaninchen sind kleiner, haben kurze Beine und kurze Ohren. Irgendwie sind sie auch niedlicher als Hasen. Aber dennoch nennt man das Kaninchenweibchen Häsin und Kinder jubeln beim Anblick von einem kleinen Kaninchen: ach, was für ein süßes Häschen! Aber Osterhase? Nein, so einen gezüchteten Stallhasen schließe ich dafür mal aus.
Obwohl, ein Wildkaninchen und ein Hase in ihrer Lebenswei-se viel gemeinsam haben. Sie lieben die Dämmerung und tagsüber und nachts schlafen sie meist. Deshalb ist es auch selten, dass man einen Hasen sieht. Ihr Wohnzimmer ist eine Mulde, die sie sich in weiches gras- oder moosbewachsenes Gelände buddeln. Der Hase lebt gesund und vegan, knabbert gerne Salat, Wildkräuter, Kohlblätter, aber nagt auch mal gerne an Äpfeln oder Birnen oder genießt den Saft von Weintrauben. Hasen sind recht intelligente Tiere. Sie haben sowohl gute Augen, einen ausgeprägten Geruchssinn als auch ein scharfes Gehör. Greifvögel oder auch der Fuchs oder das Wildschwein machen ihnen Probleme, aber auch der Mensch mit seinen Hasenjagden. Wenn sie einen sol-chen Feind erkennen, klopfen sie mit den Hinterläufen auf den Boden und warnen so ihre Familie und Artgenossen. Aber auch Wut oder Angst können die Läufe in klopfende Bewegung versetzen. Kommt ein feindlicher Angreifer einem Hasen zu nahe, ist Flucht angesagt. Und die erfolgt in einem rasanten Zickzackkurs in bis zu 8o Stundenkilometern. Den-noch liegt die Todesrate der Hasen bei 60%.
Die Paarungszeit ist von Februar bis Juni, da treffen sich die Rammler und kämpfen um die Häsinnen. Aber im Grunde ist die Paarung ganzjährig möglich. Die Häsin bringt nach 42 Tagen zwei bis drei Junge zur Welt. Aber noch bevor sie geboren hat, kann sie schon erneut schwanger werden, da sie einen zweiten Uterus besitzt. Aber da sie auch in der Osterzeit mit ihren Hochzeiten beschäftigt sind, kommt wohl schon aus zeitlichen Gründen keiner von ihnen als echter Osterhase in Frage.
Also schau ich mich mal hier in Spanien um. Drei Hasenarten sind auf der iberischen Halbinsel heimisch. Einmal der Fel-hase, der überall in Europa zu finden ist und der hauptsächlich in den Pyrenäen lebt. Ihn kannte man schon in der Anti-ke und verehrte ihn als Fruchtbarkeitssymbol. Dann gibt es noch den iberischen Hasen und nun hat man noch 1976 den Castroviejo entdeckt, der im kantabrischen Gebirge lebt. Der Bestand dieses Hasen ist sehr gefährdet. Viele Jäger machen schon gar nicht Jagd auf ihn, denn auch das spanische Umweltministerium hat mehrere Schutzmaßnahmen empfohlen oder angeordnet.
Schade, den richtigen Osterhasen, den mit dem goldenen Schwänzchen und mit der Kiepe voll bunter Eier auf dem Rücken, habe ich nirgends entdeckt. Bitte, wenn ihn jemand sieht: ich hätte so gerne ein Foto für meine Enkelin von ihm!
Von Dixi Greiner, April 2024
Schlagwörter: Geschichte, Kultur, Traditionen