40 Jahre Walkman – „getragene“ Musik
Am 1. Juli 1979 brachte Sony den ersten tragbaren Kassettenrekorder auf den Markt: den Walkman. Es war der Beginn einer großen Erfolgsgeschichte. Nach heutigen Maßstäben klobig, war er damals ein Meilenstein in Sachen Mobilität.
Der kleine Kasten war schon nach kürzester Zeit ein Muss für jeden Jugendlichen. Millionen junger Menschen in der westlichen Welt kapselten sich plötzlich ab. Dazu reichten zwei schaumstoffbezogene Kopfhörer am Bügel. Später steckte man sie dann als Stöpsel ins Ohr.
Sony-Chef Norio Ohga gilt als einer der Väter des Walkman. Der Firmenmitgründer Masaru Ibuka hatte bei ihm einen tragbaren Kassettenspieler in Auftrag gegeben. Er war es leid, immer ein klobiges Diktiergerät auf Reisen mitzuschleppen, um unterwegs seine geliebten Opern hören zu können. Es müsste doch möglich sein, ein kompaktes portables Gerät zur Wiedergabe von Musik herzustellen.
Das Ur-Modell war eigentlich nur eine Weiterentwicklung eines Diktiergeräts. Am 21.06.1979 wurde es der Öffentlichkeit vorgestellt. Das Gerät hieß anfangs“Sound About“ und bekam erst auf dem US Markt den Namen „Walkman“.
Die Nachfrage wurde anfangs auf 5.000 Stück pro Monat veranschlagt. Tatsächlich gingen bereits in den ersten beiden Monaten 50.000 Geräte über den Ladentisch.
Unterwegs Musik zu hören, war dank Transistorradio schon seit den fünfziger Jahren möglich. An der einen Hand die Freundin, in der anderen das Transistorradio, war in dieser Zeit für viele junge Männer das größte Wochenendvergnügen. Das eigentlich Neue am Walkman war die Diskretion. Plötzlich ließ man sich in der Öffentlichkeit von seiner Lieblingsband berieseln, ohne Ärger oder Aufmerksamkeit zu erregen. Durch die Straße zu gehen und Musik zu hören, war ein bisschen wie unter Wasser zu sein.
Sony hat den Walkman zwar berühmt gemacht, es ist aber nicht klar, ob die Firma ihn auch erfunden hat. Andreas Pavel, Industriellensohn aus Aachen, hatte nämlich schon ein paar Jahre zuvor eine „Kleinanlage für die hochwertige Wiedergabe von Hörereignissen“ zum Patent angemeldet. Sie ähnelte dem Walkman sehr, und jahrelang wurde prozessiert. Erst 2004 erkannte Sony die Erfinderleistung des Deutschen an, man einigte sich auf eine Ausgleichszahlung in unbekannter Höhe.
1984 brachte Sony dann den ersten Walkman heraus, der CDs abspielen konnte, den Discman. Später folgten noch Walkmans für Digitalkassetten (DAT) oder Abspielgeräte für MiniDiscs. Doch Sony verlor den Anschluss an die Entwicklung und konnte keinen eigenen MP3-Player zum Erfolg führen. Stattdessen mussten die Japaner zusehen, wie Apple 2001 mit dem iPod den “Walkman für das 21. Jahrhundert” vorstellte. Aber erst 2010 stellte Sony die Produktion des Kassetten-Walkman endgültig ein.
Es sei noch erwähnt, dass Sony Chef Norio Ohga ein großer Beethovenliebhaber war. Er legte später die maximale Spieldauer einer CD auf 74 Minuten fest. Ohga wollte Beethovens Neunte Symphonie ohne störenden Wechsel des Tonträgers hören – und die längste damals zur Verfügung stehende Version von Wilhelm Furtwängler dauert exakt 74 Minuten.
Von Gaby Götting
Schlagwörter: Moderne Welt, Musik