Solidarität und Gemeinschaftsgeist
Liebe Alle,
seit 1997 veröffentlichen und verschicken wir den TaschenSpiegel. Wenn wir es 23 Jahre hingekriegt haben, werden wir es auch dieses Mal schaffen. Wir präsentieren Ihnen zunächst die Ausgabe 139 als digitale PDF – Version, die Sie bitte auch gern gratis an Ihre Kontakte weiterleiten können, siehe auch Seite 15. Und es wird eine online „Blätterversion“ geben mit direktem Link zu unseren Hörtipps. Wir wollen damit unseren Beitrag dazu leisten, alle Kontakte aufrecht zu erhalten und unsere Leser*innen mit interessanten Themen zu versorgen. Auch wenn wir manche Anregungen momentan nur aus der Ferne genießen können. Gerade unser Dossier Wald mit seinen Bildern soll ein Labsal für die Seele sein. Wir träumen von Ausflügen und Reisen, die wir mit Familie und Freunden gemacht haben. In unseren digitalen oder papiernen Fotoalben können wir nach unseren Lieblingsbäumen suchen. Wir rufen ihnen zu: Bleibt ihr da! Wir kommen wieder! Luthers Apfelbäumchen wäre heute wohl über 500 Jahre alt. Es geht momentan weder darum, eine/n Schuldige/n für diese Katastrophe zu suchen, noch zu ergründen, ob der Virus natürlichen Ursprungs ist oder in einem Labor hergestellt, und auch nicht ob er männlich oder weiblich ist. Diese Katastrophe darf auf keinen Fall umsonst gewesen sein. Wir müssen etwas ändern, umdenken. Die vielen Toten auf der ganzen Welt, von denen sich oft nicht einmal Angehörige persönlich haben verabschieden können, erwarten das mit Sicherheit von uns. Und die ersten Anzeichen sind bereits da. Der abendliche Applaus auf den Balkonen bringt uns auf eine ganz neue Art in Kontakt mit unseren Nachbarn und wir wünschen uns winkend zum ersten Mal täglich „Bona nit!“ Es ist nur ein wenig Anerkennung für die sogenannten neuen Held*innen des Alltags, die weiter jeden Tag antreten, um diese Gesundheitskrise in den Griff zu bekommen. Es liegt Solidarität und Gemeinschaftsgeist in der Luft. Das Coronavirus kann in diesem Sinne zu einem kulturellen Phänomen werden, das uns ermächtigt, unser Leben neu zu denken und auch andere Schwerpunkte zu setzen. Der Widerstandskämpfer und Theologe Dietrich Bonhoeffer schrieb 1945 noch in seinen letzten Tagen überzeugt aus der Haft, dass wir von guten Mächten wunderbar geborgen sind. Und damit setzte er wohl auf die Gemeinschaft aller, die sich mit Gesten, Worten und Anstand für andere engagieren. Entwickeln Sie diesen Enthusiasmus für das „Post- Corona“, um eine neue Welt in Gang zu bringen, in der wir von oben und unten gemeinsam neu nachdenken.
Von Ina Laiadhi, Chefredakteurin
Editorial Nr 139, März 2020
Schlagwörter: Biografisches, Frauen