Beethovens Frauen
Die Frauen des Ludwig van Beethoven
Komponist (1770-1827)
Überall auf der Welt kennt man Ludwig van Beethoven und seine Musik. Im Jahre 2020 wird rund um den Erdball sein 250. Geburtstag gefeiert. Dieses globale Ereignis nimmt auch der TaschenSpiegel zum Anlass, in jeder Ausgabe des Jahres 2020 über das Leben und die Werke Ludwig van Beethovens zu berichten. Im Hinblick auf den Internationalen Weltfrauentag am 8. März widmen wir diese Ausgabe Beethovens Frauen. Aufgrund seiner zahlreichen Liebschaften war seine Leidenschaft für Frauen genauso groß wie die für seine Musik. Er liebte die Frauen, und die Frauen liebten das exzentrische Genie.
Die erste Liebe im Leben des jungen Beethoven war seine Mutter Maria Magdalena van Beethoven an der er innig hing, und die er immer als “seine gute liebenswürdige Mutter und beste Freundin” bezeichnete.
Unglückliche Jugendliebe
Seine unglückliche Jugendliebe Johanna von Honrath aus Köln war eine schöne, lebhafte und freundliche Blondine, die Freude an der Musik und auch ein nettes Stimmchen hatte, und ihm oft das Liedchen “mich heute noch von Dir zu trennen, und dieses nicht verhindern können, ist zu empfindlich für mein Herz” vorträllerte. Sie heiratete dann Beethovens Nebenbuhler, einen österreichischen General.
“Für Elise”… Elisabeth Röckel oder Therese von Malfatti?
Welcher Dame hat Ludwig van Beethoven das verträumte Klavierstück “Für Elise” gewidmet?
Wir wissen es nicht. In Beethovens Leben gab es keine Frau dieses Namens, obwohl er, wie Zeitgenossen behaupten, ständig verliebt war. Das Klavierstück wurde in einem Münchner Privathaushalt entdeckt, und wahrscheinlich wurde der Titel falsch entziffert. Gemeint war vielleicht “Für Therese”. Es ist bekannt, dass Beethoven zur damaligen Zeit engen Kontakt zur Familie Malfatti hatte, und er für Therese von Malfatti schwärmte, ihr Klavierunterricht erteilte und ihr einen Heiratsantrag machte, der jedoch auf Geheiß der Eltern wegen des Standesunterschieds abgelehnt wurde.
Doch der renommierte Beethoven-Forscher Klaus Martin Kopitz hatte im Archiv des Wiener Stephansdoms entdeckt, dass sich die Sopranistin Elisabeth Röckel (1793-1883) häufig “Elise” nannte. Oft schäkerte der Ton-Titan mit der netten jungen Dame herum. Sie war es, die ihn auch an seinem Sterbebett besuchte und der er eine Locke seines Haares und seine Schreibfeder schenkte. Er war überzeugt, dass es sich bei Elisabeth Röckel um die mysteriöse “Elise” handelte. Sie wurde allerdings die Gattin von Beethovens Freund und Konkurrenten Johann Nepomuk Hummel.
Maria Anna Wilhelmine von und zu Westerholt-Gysenberg – eine schwärmerische Romanze
Im Sommer 1790 reiste Beethoven mit der Familie Westerholt nach Münster, um dort im
Stadtschloss der Familie Anna Unterricht am Klavier zu geben. Angeblich verband die beiden eine schwärmerische Liebe. Beethoven widmete und überreichte ihr persönlich einen Klaviersatz in Form einer Sonate als Zeichen seiner Zuneigung. Er selbst spricht in einem Brief von “ma très cher amie”, was aber doch mehr als eine innige Freundschaft, denn als echte Liebe angesehen werden kann. Doch die geborene Gräfin soll den nicht standesgemäßen, damals noch unbekannten Musiker mit den Worten “ich bin nun einmal die Tochter meiner Eltern“ abgewiesen haben. Dieser handgeschriebene und unveröffentlichte Klaviersatz blieb leider verschollen. Für die Familie von Westerholt komponierte Beethoven 1786 das Trio für Klavier, Flöte und Fagott in G-Dur.
Gräfin Josephine Brunsvik: Beethovens geheimnisvolle Geliebte?
Im Jahre 1799 betritt die reizende Josephine Brunsvik zusammen mit ihrer älteren Schwester Beethovens Wohnung, um Klavierstunden von dem damals schon berühmten Tastengenie zu erhalten. Er verliebt sich Hals über Kopf in die damals 19-jährige Josephine. Kostenlos unterrichtet er täglich die Schwestern. Außerdem unternimmt er stundenlange Ausflüge mit den beiden. Der Spaß hat ein Ende, als die Mutter einen geeigneten Ehemann für Josephine findet: einen Grafen. Beethoven ist tief getroffen.
Josephines Ehe verläuft unglücklich. Immer wieder nimmt sie Klavierstunden bei Beethoven, obwohl die Familie das gar nicht gerne sieht. Als Josephines Mann überraschend stirbt, schöpft Beethoven neue Hoffnung: Josephine erwidert die Gefühle: “Mein Herz haben Sie schon längst.” Dennoch zögert sie. Beethoven ist zwar ein Genie, aber ein einfacher Bürger. Und ob er wirklich der geeignete Stiefvater für ihre Kinder wäre? Josephine beharrt auf einer platonischen Freundschaft. Beethoven schrieb ihr vierzehn Liebesbriefe und nannte die frisch verwitwete Frau “mein Alles” und seine ”einzige Liebe”. Trotzdem war eine Heirat der Liebenden ausgeschlossen, denn Josephine hätte damit ihre Stellung als Aristokratin und auch die Erziehungsgewalt über ihre Kinder verloren. Obwohl Josephines Schwester immer wieder schreibt, dass Beethoven und die Gräfin für einander gemacht sind, heiratet Josephine ein zweites Mal, wieder einen Adligen. Aber auch diese Ehe ist ein Desaster. Nach der Trennung von ihrem Mann trifft sie sich mit Beethoven in Prag. Josephine wird schwanger. Ihrer Tochter gibt sie den Namen Minona, rückwärts gelesen Anonim. Ist sie Beethovens “unsterbliche Geliebte”?
Eine hoffnungslose Liebe: Gräfin Giulietta Guicciardi
Die Brunsvik-Schwestern machen Beethoven mit ihrer Cousine bekannt, und die Liebe entflammt schnell. Es war wieder einmal eine Gräfin, aber beide wissen, dass ihre Liebe keine dauerhafte Erfüllung bringen würde. Giuletta war bereits vergeben. Doch Beethoven macht ihr ein wertvolles Geschenk: Er widmet ihr seine “Sonata quasi una fantasia“, op. 27, die berühmte Mondscheinsonate. Mit diesem Werk lässt Beethoven uns an seinen Emotionen und Gefühlen teilhaben, die sich nur in der Musik ausdrücken lassen und mit Worten nicht zu beschreiben sind.
Auch die Schwägerin der Giulietta Guicciardi, die Gräfin Fuchs, gehörte offenbar auch zum näheren Bekanntenkreis Beethovens, was sich aus dem vertraulichen Ton, in verschiedenen seiner Briefe schließen lässt.
Heimliche Liebschaft mit Anna Luisa Gräfin Keglevich de Buzin, genannt Babette?
Und wieder war es eine Gräfin und eine Privatschülerin. Er war begeistert von ihrem musikalischen Talent. Wenn Beethoven etwas genau nach seinen Vorstellungen, praktisch sich selbst hören wollte, bat er Babette, sich ans Klavier zu setzen und ihm vorzuspielen. Beethoven war von ihrem Spiel fasziniert und widmete ihr die Klaviersonate Nr. 4 Es-Dur op. 7 und das 1. Klavierkonzert in C-Dur op. 15. Aber auch sie heiratete standesgemäß einen Fürsten.
Marie Bigot
Für sie hegte Beethoven ebenfalls starke Gefühle und schenkte ihr das Autograf seiner Klaviersonate mit dem Beinamen “Appassionata”. Als Beethoven sie und ihre Schwester im März 1807 zu einem Ausflug einlädt, reagiert der Ehemann überaus eifersüchtig. In einem Brief an das Paar schreibt Beethoven, es sei sein Grundsatz “nie in einem andern als freundschaftlichen Verhältnis mit der Gattin eines andern zu stehen.”
Freundin und Vertraute oder doch mehr? Gräfin Marie von Erdödy
Marie war eine der ganz großen Verehrerinnen von Beethoven. Der Komponist wohnte sogar eine Zeitlang in ihrer Wiener Wohnung. Ihr widmete Beethoven die beiden Klaviertrios op. 70 Nr. 1 und op. 70 Nr. 2 und die Cellosonaten op. 102 Nr. 1 und op. 102 Nr. 2.
Eine kurze Liebe mit Amalie Sebald
Beethoven lernte die Sängerin im Sommer 1811 im Badeort Teplitz kennen. Ihre Freundschaft hätte durchaus zu einer Heirat führen können, aber offensichtlich hatte Beethoven Angst davor, sein Ideal von perfekter Harmonie geistiger und körperlicher Liebe zu leben. Er schützte sogar Krankheit vor, um sie nicht wiedersehen zu müssen.
Freiin Dorothea von Ertmann
Nach dem Tod ihres einzigen Kindes fand sie Trost bei Beethoven. Ihr widmet er die Klaviersonate No. 28 A-Dur op. 101.
Antonie Brentano, langjährige Muse und Freundin
Die Schwägerin der Dichterin Bettina Brentano schrieb im Jahr 1811, Beethoven sei ihr “einer der liebsten Menschen” geworden, und er besuche sie “beinahe täglich”.
Das Verhältnis zwischen Beethoven und Antonie Brentano muss schon bald sehr eng gewesen sein. In einer Tagebuchnotiz vom Juni 1810 spricht sie bereits von einer “Wahlverwandtschaft“. In einem Brief vom 4. Oktober 1810 schreibt sie an Bettina Brentano: “Beethoven ist ein ganz vorzüglicher Mensch, Kunst und Natur haben das Füllhorn ihrer besten Gaben über ihn ausgeschüttet”. Noch deutlicher wird sie in dem Brief vom 11. März 1811 an Bettina Brentano: “Beethoven ist mir einer der liebsten Menschen geworden…”
Der Komponist schenkte Antonie die Originalschrift seines Lieds “An die Geliebte”. Später widmete der Komponist seiner Freundin zwei seiner bedeutendsten Werke: die Klaviersonate C-Moll, op. 111 und die Diabelli-Variationen op. 120. Sie soll seine letzte große Liebe gewesen sein.
Der Brief an die unsterbliche Geliebte
Aber welche seiner diversen Liebschaften, ist nun die “unsterbliche Geliebte”, der Beethoven in einem dreiteiligen Brief sein Innerstes offenbarte.
Der Brief “An die unsterbliche Geliebte”, datiert vom 6. und 7. Juli 1812 wurde nach Beethovens Tod in seinem Schreibtisch gefunden. Der Brief war nicht adressiert. Wurde er abgeschickt und zurückgegeben oder nicht abgeschickt? Er nimmt Bezug auf ein Treffen wenige Tage zuvor in Prag, wonach die geheimnisumwitterte Frau nach “K” reiste, wahrscheinlich ist Karlsbad gemeint. Viele Forscher weltweit haben sich mit der möglichen Empfängerin beschäftigt. Nach dem Beethoven-Biograf Maynard Solomon könnte es Antonie Brentano gewesen sein, die 3 Jahre allein in Wien lebte und zu der Zeit nach Karlsbad fuhr. Doch die kanadische Musikhistorikerin Rita Steblin, erbrachte im Jahre 2007 den Nachweis, dass Beethoven und Josephine Brunsvik sich vermutlich am 3. Juli 1812 in Prag getroffen haben und die Begegnung in einer leidenschaftlichen Liebesnacht endete. Neun Monate später brachte sie ihre Tochter Minona zur Welt. Die Forscher sind sich dennoch uneinig.
Beethoven lebte immer in irgendwelchen Liebesverhältnissen. Seine Beziehungen zu all seinen Frauen waren geprägt von innerer Zuneigung, Freundschaft oder Leidenschaft aber immer von gegenseitigem Respekt. Verheiratet war Beethoven allerdings mit seiner Kunst, ihr blieb er ein Leben lang treu.
von Petra Eissenbeiss
Schlagwörter: Europa, Frauen, Geschichte, Kultur, Musik