Reisen ohne Risiko
Buchtipp
Die Autorin Petra Reski ist eine enge Freundin aus den Studientagen am Romanischen Seminar in Münster, wo wir genüssslich Pizza aßen, ohne zu ahnen, dass die Mafia in der weißen Teigmasse ihre Hände hatte.
Als Journalistin und Autorin hat Reski das latente Phänomen der Mafia und deren Machenschaften in Deutschland intensiv recherchiert. Sie hat mehrere Sachbücher veröffentlicht und sich dadurch einen Namen als Expertin auf diesem Gebiet gemacht. Um einem größeren Publikum das Thema plastisch näher zu bringen, ist sie vor einigen Jahren auch ins Krimifach eingestiegen. Viele Zeitungen wie der Spiegel, die FAZ , die Zeit und andere haben in den letzten Wochen über ihr neuestes Buch geschrieben. Die unerquicklichen Auseinandersetzungen mit Gerichten und dem Verleger Jakob Augstein können keinen engagierten Journalisten kalt lassen. Was kann der bescheidene Taschen-Spiegel – dem Petra Reski seit langem verbunden ist und die wir interviewt haben- , dem aus meiner sicher subjektiven Sicht noch hinzufügen? Wenig, aber immerhin etwas.
Im dritten Fall wird Reskis eigenwillige und mondäne Staatsanwältin Serena Vitale mit dem Mord an einem deutschen Staatsanwalt auf einem Straßenstrich in Palermo konfrontiert. Dass italienische Staatsanwälte und Richter Opfer der Mafia werden, ist seit den beiden grausigen Attentaten vor 25 Jahren auf die Richter Paolo Borsellino und Giovanni Falcone sogar in Nordeuropa fest im kollektiven Gedächtnis verankert, aber ein deutscher? Reski zeigt uns die Verästelungen weitreichender, mafiöser Gefüge in Europa, die sich immer dort ausbreiten, wo es schnell leichtes Geld zu verdienen gibt. Momentan ist es zum Beispiel die adhoc zu planende Betreuung von Flüchtlingen, über die man an den großen Topf öffentlicher Gelder in Italien und Deutschland kommt. Viel von dem, was benötigt wird, kann auf die Schnelle nur durch private Hand geleistet werden. Und so schickt Petra Reski die Vitale, eine Kämpferin gegen Korruption auch im Justizpalast, quer durch Europa von Berlin über Hamburg, Köln, Rom, Neapel wieder ins heimische Palermo. Eine Ungerechtigkeit zu sehen reicht jedoch nicht aus, sie vor Gericht zu bringen. In diesem fesselnden Roman sehen wir viele Ungerechtigkeiten: weißgewaschene Unternehmer, phrasendreschende Politiker, rechtsstaatsverliebte Verwaltungsbeamte, bestechliche Priester und abwiegelnde Redaktionsleiter. Der aus den beiden ersten Romane bekannte und nicht wenig chaotische Journalist Wolfgang W. Wienecke rennt mit seiner Recherche und seiner sizilianischen Freundin Francesca dem Zeitgeist hinterher. Vitale bringt natürlich Licht in die verworrene Gemengelage. Und Petra Reski rechnet ab.
Der Erfolg von Petra Reski liegt nicht in den Verkaufszahlen ihrer Romane oder Zeitungsartikel, sondern wenn sich die deutsche Gesellschaft dieser undercover-Krake bewusst wird und der deutsche Staat endlich auch dagegen angeht.
Petra Reski – Bei aller Liebe, Hoffmann und Campe, 2017
Von Ina Laiadhi, September 2017
Schlagwörter: Frauen