Retten „Klima-Kleber“ unseren Planeten?
Dass unser Klima aus den Fugen ist und unsere Erde an einem Wendepunkt angelangt ist, kann wohl nicht mehr geleugnet werden. Täglich erreichen uns neue Schreckensmeldungen von verheerenden Waldbrän-den, katastrophalen Überschwemmungen, großen Dürren, abgestorbenen Wäldern, Erdrutschen, ausge-trockneten Flüssen und Seen, Missernten und von leidenden Tieren und Menschen.
Die Naturkatastrophen, hervorgerufen durch den Klimawan-del, sind für die Erde, die Natur, Tiere und uns Menschen spürbar geworden. Es macht Angst! Die ältere Generation wird nicht ohne ein schlechtes Gewissen an die eigenen Versäumnisse und Umweltsünden aus der Jugend denken. Der jungen Generation scheint die Zeit davon zu laufen, die Hoffnung auf eine Rettung unseres Planeten wird mit jedem Tag geringer. Politik und Wirtschaft haben noch keinen ge-meinsamen Nenner für eine Rettung gefunden, der Glaube an ein immerwährendes Wachstum ist noch zu stark in den Köpfen der Mächtigen verankert.
Wie kann man aber die Entscheider und jeden einzelnen Bürger wachrütteln. Sind alle Mittel des Protests erlaubt und zielführend, um die drohende Apokalypse abzuwenden?
Die Proteste und Demonstrationen sind lauter geworden, sie sind in der Mitte der Bevölkerung angekommen. Viele Men-schen sind schon durch die sogenannten „Klimakleber“, also Menschen die sich zum Zeichen ihres Protests an befahre-nen Straßen und öffentlichen Plätzen, Flughäfen und vielen anderen Orten ankleben, empfindlich in ihrem Alltag gestört worden. Mit diesen Aktionen möchten sie die größte mögli-che Aufmerksamkeit erlangen, um gegen den Gebrauch von fossilen Brennstoffen und weiteren die Umwelt zerstörenden Substanzen zu demonstrieren. Es ist verständlich, dass bei der ganzen Dramatik der Klimakatastrophe die Geduld der Demonstranten zu Ende geht. Der Protest für eine bessere Umwelt ist schon alt. Seit gut 50 Jahren gehen die Aktivisten auf die Straße, aber ihnen wurde von Seiten der Politik kaum Gehör geschenkt.
Der Grundsatz lautet: Die Proteste sollen stören, aber fried-lich bleiben. Darüber hinaus scheint jede Form erlaubt zu sein. Gruppen wie „Die letzte Generation“ stellen die Rettung unseres Planeten über alle Errungenschaften der Mensch-heit, auch über die größten kulturellen und kunsthistori-schen. Der drohende Zusammenbruch unserer Lebens-grundlage macht vor keinen „Heiligtümern“ Halt. Weltweit drangen Klimaaktivisten in Museen und öffentliche Samm-lungen ein, um gezielt Meisterwerke ins Visier zu nehmen. „Das Mädchen mit dem Perlohrring“ von Johannes Vermeer im Mauritshaus in Den Haag war genauso betroffen wie das Werk „Tod und Leben“ von Gustav Klimt im Leopold Museum in Wien, „Die nackte Maja / Die bekleidete Maja“ von Fran-cisco de Goya im Prado in Madrid oder die „Sixtinische Ma-donna“ von Raphael in Dresden. Ein Sonnenblumen Bild von van Gogh wurde in der National Gallery in London mit Toma-tensuppe beschmiert, ebenso der „Heuschober“ von Claude Monet im Museum Barbarini in Potsdam, diesmal mit Kartof-felbrei und natürlich traf es auch die „Mona Lisa“ im Louvre, sie wurde mit einer Torte beworfen. Die Reihe der betroffe-nen Kunstwerke ließe sich noch lange fortsetzen. Den Angrif-fen auf die Kunstwerke ist eine große Aufmerksamkeit und Empörung garantiert. Diese Aktionen sind aber in erster Linie symbolisch, da an den Kunstwerken kaum ein Schaden ent-steht. Diese Meisterwerke sind durch ein spezielles Glas geschützt und die Klebespuren an den Rahmen und den Museumswänden konnten bis jetzt von den Restauratoren gerichtet werden. Moralisch ist der Schaden aber groß. Kunstzerstörung hat eine schlimme Tradition, sie geht mit Hass und Fanatismus einher. Es gibt viele Beispiele hierfür, aus allen Epochen und in allen Religionen. Traurige Höhe-punkte sind heute die Zerstörung von Palmyra und das ge-zielte Auslöschen der ukrainischen Kulturgüter durch Putins Angriffskrieg. Bilderstürmer haben, anders als die Klimaakti-visten, immer böse und zerstörerische Motive gehabt, aber keine Aktion darf in die Nähe dieser Straftaten gerückt wer-den.
Es verlangt sehr viel Mut, ein Klima-Kleber zu sein, und es ist ganz sicher nicht angenehm, sich von einem aufgebrachten Mob beschimpfen zu lassen. Die Wichtigkeit des Ziels – unse-ren Planeten zu retten – steht außerhalb jeder Diskussion. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen möglichst viele Men-schen erreicht und überzeugt werden – doch genau daran scheitert es. Nur etwas mehr als ein Viertel der Bevölkerung sind von den Aktionen der „Letzten Generation“, „Fridays for Future“ oder anderer Umweltgruppen zum Umdenken und anderem Handeln animiert worden. Die Aktivisten müssen Strategien entwickeln, die die Mehrheit unterstützen und gutheißen kann, denn nur gemeinsam können wir unsere Erde retten.
Von Gabriele Jahreiß, September 2023
Schlagwörter: Malerei, Umwelt