Sprichwörter zu Wald, Holz und Konsorten

Holzwirtschaft war in Europa immer wichtig, Fotos: laiadina
Na, da befinden Sie sich aber auf dem Holzweg
Will sagen, da liegen sie ganz tüchtig daneben. Dieses Sprichwort hat seinen Ursprung in der Forstwirtschaft. Früher wurden erntereife Stämme nach dem Fällen im Wald liegengelassen. Wenn genug Holz für den Auftraggeber geschlagen war, kam der Rücker in den Wald und „rückte“, wie der Name schon sagt, mit ein oder zwei Pferden Stamm für Stamm an einen Weg oder eine Straße, wo dann alles abgeholt werden konnte. Dabei entstand eine Art Trampelpfad, über den nach und nach die Stämme gezogen wurden. Wenn alles Holz abgeholt war, blieb ein Weg, der nirgends hinführte, ein Holzweg.
Da muss ich mal auf Holz klopfen
Das ist der übliche Ausdruck, wenn man einer Aussage nicht traut, die aber hoffentlich wahr ist. Dieser Satz stammt gar nicht aus dem Forst, diente aber tatsächlich dazu, die Qualität von Holz zu prüfen. Wenn man als Matrose anheuerte, durfte man sich vorher davon überzeugen, dass das Schiff auch aus dem richtigen Holz ist, um monatelang auf See zu überdauern. Matrosen hatten das Recht, an den Mast zu klopfen, um das Holz zu prüfen. Genauso taten es die Bergarbeiter mit den Holzbalken, denen sie untertage im Stollen ihr Leben anvertrauten. Ein dumpfer Ton deutete auf fauliges Holz und signalisierte damit Lebensgefahr, auch wenn der Schiffseigner, Kapitän, Grubenbesitzer oder Steiger etwas gegenteiliges versicherte.
Das spanische Pendant „tocar madera“
In Spanien wird der Ausdruck viel weiter hergeleitet, und zwar bezogen auf die Gegenwart Gottes. Bei den alten Griechen war die Eiche der Baum Gottes. Wer also Glück brauchte, suchte die Nähe einer Eiche. Bei den Christen später sollte das Berühren des Holzkreuzes den Schutz Gottes geben.
Der hat doch was auf dem Kerbholz
Dann ist er nicht vertrauenswürdig. Das Kerbholz ist keine bestimmte Holzsorte, sondern ein kleines Brettchen, das früher auf Märkten benutzt wurde, um Verträge zu schließen. Die Höhe der Schulden wurde quer eingekerbt und das Brettchen anschließend der Länge nach durchgebrochen. Einen Teil behielt der Gläubiger, den anderen bekam der Schuldner. Beim Begleichen der Schulden konnte man die Brettchenhälften aneinanderhalten, um zu überprüfen, dass nichts weg- oder hinzugeschummelt worden ist. Hatte also jemand viel auf dem Kerbholz, war er nicht kredit- und damit nicht vertrauenswürdig.
Die Sache ist doch nicht ganz astrein
Das heißt, da stimmt doch was nicht. Irgendwo will jemand etwas vertuschen. Astrein sagen wir im Gegenzug, wenn etwas super ist. Und das ist auch ein Stück Holz von sehr guter Qualität, astrein. Es ist stabil und sieht schön aus. Astfreies Holz ist relativ selten, bei den meisten Nadelhölzern ohne menschliche Eingriffe nahezu unmöglich. Bei Laubbäumen entstehen astfreie Stammabschnitte am ehesten in dichtstehenden Wäldern. Weil der junge Baum geneigt ist so schnell und weit wie möglich in die Höhe zu wachsen, um genug Licht abzubekommen, bildet er so wenig wie möglich Seitentriebe.
Von Kati Niermann
Schlagwörter: Europa, Gesundheit, Kultur, Traditionen, Umwelt