Technik, ist das was für Frauen?
Es gibt erstaunlicherweise immer noch Männer, die am eingefahrenen Klischee festhalten, blonde Frauen seien dumm und von Technik verstehe eine Frau sowieso nichts.
Das muss aber jetzt mal klargestellt werden. Praktisch jede Frau (seltener ein Mann) kann alle möglichen technischen Dinge in ihrem Haushalt locker bedienen, von der Kaffeemaschine, über den Staubsauger, den elektrischen Dosenöffner, das digitale Radio, das Bügeleisen, die Wasch- und Spülmaschine, den Thermomix usw. bis zum Computer. Allerdings wissen nur wenige, wo die Anfänge dieser Errungenschaften eigentlich liegen. Sicher, das meiste verdanken wir technisch versierten Männern, vieles aber auch intelligenten Frauen, darunter mit Sicherheit sogar blonden. Sie verbesserten und erfanden Dinge für das tägliche Leben und benutzten dazu ihren durchaus vorhandenen technischen Verstand.
Da ist zum Beispiel Tabitha Babbitt. Sie beobachtete, wie sich die Holzfäller im gegenüberliegenden Sägewerk zu zweit mit einer geraden Säge an einem Baumstamm abmühten. Da hatte sie, inspiriert durch ihr schnurrendes Spinnrad, an dem sie saß, eine zündende Idee und erfand die Kreissäge.
Spitze Tüten waren für den Transport von eckigen Dingen nicht gerade günstig. So entwickelte Margret Knight eine Maschine, mit der Papier so geschickt geschnitten, gefaltet und geklebt werden konnte, dass Tüten mit viereckigem Boden daraus entstanden. Sie meldete ihre Maschine zum Patent an, was einige Männer ihr streitig machen wollten, die meinten, zu sowas sei ein weibliches Hirn gar nicht fähig. Nur ungern mussten sie das Gegenteil hinnehmen und Margret durfte ihren Erfolg genießen.
Wie diese beiden Frauen lebte auch Nancy Johnson im 18. Jahrhundert. Sie erfand die Eismaschine, bestehend aus großen Metallschaufeln an einer Stange, die mit einer Kurbel gedreht wurde. Ähnlich funktioniert eine Eismaschine auch heute noch, allerdings elektrisch betrieben. Alice Parker, eine Afroamerikanerin, tüftelte an einer regulierbaren Gasheizung, die 1919 patentiert wurde. Die berühmte Schauspielerin Hedy Lamarr, nicht nur bildschön, sondern auch von Mathematik und Physik begeistert, erfand eine störungssichere Funktechnik, die sie später in eine Funkfernsteuerung umwandelte, ohne die wir heute kein WiFi, GPS oder Bluetooth hätten. Ada Lovelace schrieb Mitte des 19. Jahrhunderts einen Algorithmus, der als Basis für heutige Computerprogramme gilt. Dann gibt es da noch Maria Telkes, eine Ungarin, die eine solarbetriebene Entsalzungsanlage entwickelte. Sie arbeitete weiter an Solaranlagen für Privathäuser und in Amerika baute sie zusammen mit einer Architektin das erste Haus weltweit, das das ganze Jahr über nur mit Solarenergie beheizt wurde. Josephine Cochrane, die Tochter eines Ingenieurs, gewann 1892 bei der Weltausstellung in Chicago den ersten Preis für die erste kommerziell brauchbare Spülmaschine, eine in einen Kupferkessel gelegte drehbare Scheibe, auf der das Geschirr von oben mit heißem Seifenwasser berieselt wurde. Maria Beasley, schon als Kind erfinderisch und technisch begabt, entwickelte eine Maschine, die Reifen zur Stabilisierung von Holzfässern fi-xierte. Auch ihre verbesserte Ausführung von Rettungsboo-ten half vielen Soldaten im ersten Weltkrieg aus Seenot.
Ein ganz großes Talent war Grace Hopper. Sie arbeitete unermüdlich an und mit Computern, damals noch riesige Dinger, die einen ganzen Raum einnahmen. Sie entwickelte neben jeder Menge Software vor allem die Programmiersprache COBOL, ohne die wir kaum in der Lage wären, einen Computer so selbstverständlich zu bedienen, wie wir es heutzutage tun.
Die Liste technisch interessierter und hochbegabter Frauen ließe sich noch ellenlang fortsetzen. Erstaunlich, denn im 18. und 19. Jahrhundert waren Frauen hauptsächlich für den Haushalt und die Kinder da und studieren war für sie nicht vorgesehen, schon gar nicht im technischen Bereich. Dennoch konstruierten viele mit Talent und Eigeninitiative Dinge, die sie für ihr Leben als wichtig und richtig empfanden und für die wir ihnen heute dankbar sind. Erst ganz langsam im späten 19. und im 20. Jahrhundert gelang es mehr und mehr Frauen, einen Studienplatz zu bekommen. Sie wären wohl alle begeistert gewesen, zu erleben, welche Möglichkeiten naturwissenschaftlich und technisch interessierte Frauen heute haben, sei es als Maschinenbauingenieurin, Leiterin für Forschungszentren für Technik, Softwareingenieurin, Informatikerin usw. Berufe, die in großen Firmen und in der Industrie nicht mehr wegzudenken sind.
Kurz noch eine bedauerliche Anmerkung: Margret Wilcox entwarf eine Maschine, die gleichzeitig Geschirr und Wäsche wusch. Die hätte ich sofort gekauft, aber leider wurde sie nie gebaut. Schade.
von Von Dixi Greiner, April 2023
Schlagwörter: Frauen, Geschichte