“Erdnuss-Smoothy mit Mehlwurm-Crunch”
… oder doch lieber “Grillenriegel mit Zimtguss”?
Seit 24. Januar 2023 dürfen laut Durchführungsverordnung 2023/5 der EU-Kommission Insekten auf unsere Teller, d.h. ausgewählte Unternehmen dürfen für zunächst fünf Jahre bestimmte neue Produkte in den Verkehr bringen. Eigentlich wurde von der EU der Startschuss bzw. die Zulassung schon im März 2022 gegeben. Demnach zugelassen wurde als erstes unsere Hausgrille “Acheta domesticus”, jetzt der Getreideschimmelkäfer oder Buffalowurm “Alphitobius diaperimus”, die Wanderheuschrecke “Locusta migratoria”, Larven des Mehlwurms “Tenebrio molitor” oder gelber Mehlwurm.
Die Viecher werden zu Pulver vermahlen und die Liste der genehmigten Verwendungen für das Pulver ist lang. Zum Beispiel betroffen sind:
Mehrkornbrot und –brötchen,
Cracker und Brotstangen,
Getreideriegel,
trockene Vormischungen für Backwaren und Kekse
trockene gefüllte und ungefüllte Erzeugnisse aus Teigwaren,
Frühstückscerealien,
Porridge,
Soßen,
verarbeitete Kartoffelerzeugnisse,
Snacks außer Chips,
Snacks auf Maismehlbasis,
Pizza,
Fertiggerichte auf Basis von Leguminosen und Gemüse,
Molkenpulver,
Fleischanaloge,
Suppen und Suppenkonzentrate oder –pulver
bierähnliche Getränke,
Schokoladenerzeugnisse,
Nüsse und Ölsaaten
Optisch werden sich die Nahrungsmittel im Supermarkt nicht von herkömmlichen Produkten unterscheiden. Sie müssen auch nicht auffällig gekennzeichnet sein. Allerdings muss auf der Zutatenliste zum Beispiel stehen: “teilweise entfettetes Pulver aus Acheta domesticus” oder “gefrorene Larvenpaste aus Larven von Alphitobius diaperinus” (Getreideschimmelkäfer).
Ernährungsphysiologisch sind Insekten proteinreich, liefern ungesättigte Fettsäuren und haben eine gute Zusammensetzung, was Mineralstoffe und Vitamine angeht, wird uns von Ernährungsexperten erzählt. Allerdings wird auch darauf hingewiesen, dass es zu allergischen Reaktionen kommen könnte, wenn Verbraucher gegen Krebstiere oder Erzeugnisse daraus oder Hausstaubmilben allergisch sind. Die Nahrungsmittelfachleute betonen auch, dass die Speiseinsekten extra gezüchtet werden, also unter kontrollierten Bedingungen mit speziellem Futter aufwachsen. Weil das Ausweiden jedes einzelnen Tieres aus praktischen Gründen ausgeschlossen ist, werden die Tiere etwa 24 Stunden vor dem “Schlachten” auf Diät gesetzt, damit der Darm entleert ist. Unklar allerdings ist bei der Zucht auch der Einsatz von Arzneimitteln oder andere Chemikalien. Auch sind die Hygienevorgaben für Speiseinsekten noch ungeklärt.
Gesagt wird, dass Insekten bessere Futterverwerter sind, weniger Futter, weniger Fläche und weniger Energie verbrauchen, Im Zusammenhang mit einer Studie der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) haben spanische Forscher von der veterinärmedizinischen Abteilung der Universität in Leon bereits auf gesundheitliche Risiken beim Verzehr der Krabbeltiere hingewiesen und forderten, dass unbedingt mehr Forschung auf diesem Gebiet betrieben werden müsse, da Insekten zum Teil nährstofffeindliche und sogar giftige Stoffe enthalten. Erwähnt wurden in diesem Zusammenhang unter anderem Chitin, Alkaloide, Oxalate, Tannine und cyanogene Glycoside.
Der Zweck der schnellen Zulassung der EU ohne erfolgte wissenschaftliche Studien ist unklar. Aber das scheint der neue Trend in der Wissenschaft zu sein. Man probiert einfach mal aus, zumal Ernährungswissenschaftler ebenso von günstigeren und unproblematischeren Eiweißquellen als Insekten, etwa Hülsenfrüchten sprechen. Als Strategie zur Bekämpfung des Hungers in der Welt dient das Insektenpulver bestimmt nicht.
Da man ein Stück Fleisch oder das Rind auf der Weide nicht patentieren lassen kann, ein Insektenpulver aber schon, könnte es sein, dass hinter diesem Insektenhype eine riesige Geldmaschinerie steckt? Zunächst dürfen die Firmen Cricket One Co. Ltd (mit Sitz in Vietnam) und Ynsect NL B.V. (mit Sitz in den Niederlanden) in den nächsten fünf Jahren exklusiv die Tiere verarbeiten und in den Verkehr bringen. Die holländische Firma Protix Biosystems, eng verknüpft mit dem WEF, gegründet im Jahre 2009, ist der weltweit größte Hersteller und Lieferant von Insekteninhaltsstoffen aus der “Schwarzen Soldatenfliege” (Hermetia illucens).
Wer mehr über die Hintergründe und Zusammenhänge über Patente etc. erfahren möchte, dem kann ich hierzu da Buch von Miryam Muhm “Die Krake von Davos” empfehlen.
Übrigen das Land von Pizza und Spaghetti startet jetzt eine europäische Kampagne gegen Grillen auf dem Teller. Die Italiener setzen auf Ernährungssouveränität und verteidigen die mediterrane Diät. “Die große Mehrheit der Italiener würde niemals Insekten auf den Tisch bringen, da sie als Fremdkörper in der nationalen Esskultur gelten“, kommentierte der italienische Landwirtschaftsverband Coldiretti.
von Petra Eissenbeiss, Februar 2023
Schlagwörter: Essen & Trinken, Gesundheit