Francos letzte Reise
Am 24. Oktober 2019, fast genau 44 Jahre nach der Beisetzung Francos in der Bergbasilika im „Tal der Gefallenen“ nördlich Madrids erfuhren die Angehörigen der Opfer und Gegner Francos endlich Gerechtigkeit. Sie fanden es mehr als empörend, dass in der Gedenkstätte tausende Franco-Opfer „zusammen mit ihrem Mörder“, wie sie es nannten, beigesetzt waren.
Bereits kurz nach seiner Amtsübernahme 2018 hatte Spaniens sozialistischer Regierungschef Pedro Sanchez erklärt, er wolle die Überreste Francos aus dem sogenannten „Tal der Gefallenen“ („Valle de los Caídos“) holen, damit der Ort endlich zu einem „wirklichen Ort der Versöhnung“ werde, und aufhören könne, ein „Pilgerort“ für Faschisten zu sein. Es verging kein Tag, an dem nicht frische Blumen auf das Grab Francos gelegt wurden.
Immer wieder verhinderten Francos Enkel und konservative Gruppen die Exhumierung mit Anzeigen und Klagen. Bis Spaniens Oberster Gerichtshof endlich Mitte September der Regierung Recht gab, die Überreste des Ex-Diktators exhumieren zu können.
Am 24.10. nun wurden die sterblichen Überreste Francos in einen Madrider Vorort auf den Friedhof El Pardo-Mingorrubio überführt. Hier ruht er nun an der Seite seiner Frau Carmen Polo. Gegen die Umbettung auf diesen Friedhof hatte die Familie des verstorbenen Diktators geklagt. Sie wollte ihn in einem familieneigenen Grab in der Almudena-Kathedrale mitten in Madrid beisetzen. Doch dies wurde nicht zugelassen. Es sollte nicht erneut in zentraler Lage eine Pilgerstätte für Franco-Anhänger geschaffen werden.
Die Regierung hatte die Umbettung Francos als privat deklariert. So gab es weder militärische Ehren, noch durfte der Sarg mit einer spanischen Flagge bedeckt sein. Stattdessen verwendete die Familie eine Flagge mit dem Familienwappen. Trotzdem war das Medienspektakel gewaltig, als Angehörige die Überreste Francos aus dem Mausoleum trugen.
Franco selbst hatte kurz nach seinem Sieg im spanischen Bürgerkrieg den Bau der gewaltigen Gedenkstätte, in der Gebirgskette Sierra de Guadarrama vor Madrid angeordnet. Zehntausende Zwangsarbeiter bauten die 262 Meter lange Basilika in den Berg hinein. Darauf wurde ein 152 Meter hohes Kreuz aus Beton gestellt.
Franco wurde nach seinem Tod am 20. November 1975 am Fuße des Altars im „Tal der Gefallenen“ bestattet. Auch Tausende Opfer des von Franco angezettelten Bürgerkriegs liegen hier begraben. Dies hatte von Anfang an immer wieder zu Protesten und hitzigen Debatten geführt.
Franco hatte im Sommer 1936 gegen die Regierung der spanischen Republik geputscht – daraufhin folgte der fast drei Jahre anhaltende Bürgerkrieg. Diesen gewann Franco im Jahr 1939 – auch mit deutscher Unterstützung. Er regierte Spanien bis zu seinem Tod im November 1975. Danach leitete König Juan Carlos den Übergang zur Demokratie mit ersten freien Wahlen im Jahr 1977 ein.
Doch bis heute verfügt Franco über eine beachtliche Anhängerschaft, die der 40-jährigen Herrschaft des „El Caudillo“ nachtrauert.
Von Gaby Goetting
Schlagwörter: Europa, Geschichte, Kultur, Moderne Welt