María Teresa León
Schriftstellerin, Muse und politische Aktivistin
In diesem Jahr jährt sich zum 35. Mal der Todesstag von María Teresa León, die der Öffentlichkeit lange nur als die Frau an der Seite von Rafael Alberti bekannt war.
Doch María Teresa León war mehr als Ehefrau, Mutter und Muse. Sie war nicht nur Übersetzerin, Redakteurin, Frauenrechtlerin und politische Aktivistin. Sie war eine brillante Schriftstellerin.
María Teresa León teilte leider das Schicksal vieler anderer Frauen, denen lange nicht dieselbe Aufmerksamkeit und Anerkennung zuteil wurde wie ihren männlichen Kollegen. Dabei wird León heute oft attestiert, dass sie Alberti in ihrem literarischen Talent um nichts nachsteht – dennoch stand ihr Schaffen stets in seinem Schatten.
María Teresa León wurde am 31. Oktober 1903 als Tochter von Ángel León, einem Oberst der Armee und Olivia Goyri in Logroño in Nordspanien geboren. Sie verbrachte ihre Jugend überwiegend in Burgos, einer Stadt, zu der sie zeitlebens eine besondere Beziehung hatte. Die Cousine ihrer Mutter war die erste Frau Spaniens, die einen Doktortitel in Philosophie an einer spanischen Universität erhielt. Auch María Teresa León studierte Philosophie sowie Literatur.
Bereits im Alter von siebzehn Jahren heiratete sie 1920 Gonzalo de Sebastián Alfaro, mit dem sie zwei Söhne hatte. Zu dieser Zeit veröffentlichte sie Artikel im „Diario de Burgos“. Ihre Artikel in dieser Zeitung zeichneten sich vor allem durch ihre Verteidigung der Kultur und der Rechte der Frau aus.
Sie war sehr unglücklich in dieser so jung geschlossenen Ehe, und 1929 ließ sie sich als eine der ersten Frauen Spaniens scheiden.
1928 veröffentlichte sie zwei Bücher: „La bella de mal amor“ und „Cuentos para soñar“. Bei einer Lesung im Freundeskreis lernte sie 1930 Rafael Alberti kennen, die große Liebe ihres Lebens. Für León trennte sich der Dichter von der Malerin Maruja Mallo, und 1932 heirateten María Teresa León und Rafael Alberti standesamtlich. Eine kirchliche Trauung war zu dieser Zeit für Geschiedene verboten.
Sie reisten viel und waren politisch sehr engagiert. Gemeinsam besuchten sie mehrmals die UDSSR, was beide stark prägte.
Als 1936 der Spanische Bürgerkrieg ausbrach waren sie gerade auf Ibiza. Sie kehrten nach Madrid zurück, wo María Teresa die Zeitschrift „El Mono Azul“ gründete. Sie machte sich in der Vereinigung „Incautación y Protección del Patrimonio Artístico“ stark, die über 40.000 Bücher und Kunstwerke, unter anderen auch Gemälde aus dem Prado rettete, um sie vor der Zerstörung im Krieg zu bewahren.
Nachdem die Faschisten den spanischen Bürgerkrieg für sich entscheiden konnten, flohen León und Alberti zunächst nach Frankreich, wo León als Übersetzerin für den Radiosender „Paris-Mondial“ und als Sprecherin für lateinamerikanische Sendungen arbeitete.
Ende 1940 wanderten die beiden dann nach Argentinien aus. Dort kam 1941 ihre Tochter Aitana zur Welt, und Argentinien blieb für 23 Jahre ihr Exil.
1963 zog das Paar nach Rom, wo María Teresa León ihr berühmtes Buch „Memoria de la melancolía“ verfasste, ihre Autobiographie. Sie schrieb auch Theaterstücke und Drehbücher.
Nach dem Tod Francos kehrte das Schriftstellerpaar schließlich am 27. April 1977 nach über 30 Jahren zurück in seine Heimat. Doch María Teresa León litt bereits an Alzheimer und verbrachte die letzten zehn Jahre ihres Lebens in einem Seniorenheim bei Madrid. Alberti, der die Krankheit nicht akzeptieren konnte, gab sie auf, um nach Rom zu gehen. Sie starb einsam und vergessen am 13. Dezember 1988.
María Teresa Léon war eine emanzipierte und politisch engagierte Frau. Auch wenn sie nie so im Rampenlicht stand wie ihr Mann, gehört sie doch zu den interessantesten historischen Persönlichkeiten Spaniens des 20. Jahrhunderts.
Von Gaby Götting, Juni 2023
Schlagwörter: Frauen, Literatur